Kommerz, Hollywoodstars und eine immer weiter ansteigende Bilderflut, das waren die beliebtesten Themen und Motive der Pop Art. Wer kurz nachdenkt, dem fällt auf: diese Themen sind heute wieder topaktuell. Genau deshalb greifen viele junge, zeitgenössische Künstler aus der Street Art oder Urban Art diese Themen wieder auf und übersetzen sie in ihre Bildersprache.
Was dabei herauskommt, nennt Friedrich Kasten, der Inhaber der Galerie Kasten in der Mannheimer Oststadt, Urban Pop. Zu diesem Thema könnt Ihr Euch noch bis zum 11. Juli die beeindruckende Ausstellung in der Galerie Kasten ansehen. Wir waren für Euch schon vor der Vernissage am 08. Mai vor Ort und haben uns einen Eindruck verschafft.
Beim ersten Schritt in die Galerie springen uns sofort die poppigen, knalligen Farben an der Wand entgegen. Herr Kasten hat sich offensichtlich Gedanken gemacht und die Primärfarben Rot, Gelb und Blau, die vorherrschend in vielen Werken der Pop Art sind, an die Wand gepinselt. Ich habe Glück und erwische einen sonnigen Tag, bei dem die Wandfarben und die verschiedenen Werke die Galerie in ein ganz besonderes Licht tauchen.
In der Ausstellung tummelt sich ein bekannter Street Artist bzw. Urban Artist neben dem anderen. Sowohl Shepard Fairey, der einem großen Publikum vor allem für seine Obey Kampagne bekannt ist, als auch Mr. Brainwash, der den legendären Street Art Film „Exit Through the Gift Shop“ gedreht hat, sowie D*Face, Pure Evil und viele andere Künstler sind zur Zeit in Mannheim vertreten.
Ich finde es besonders interessant, wie die Künstler sich der Pop Art nähern, indem sie deren Motive aufgreifen, dabei aber dennoch etwas Neues schaffen. Viele Werke erinnern im ersten Moment stark an Künstler wie Andy Warhol oder Roy Lichtenstein, was natürlich gewollt ist. Trotzdem verwenden die zeitgenössischen Künstler andere Techniken oder verändern die Motive der Pop Art und funktionieren sowohl als Hommage an diese Kunstrichtung sowie als kleines Augenzwinkern.
Ich war auf jeden Fall sehr begeistert von der Ausstellung und finde es sehr wichtig, dass Street Art und Urban Art auch in Mannheim den Weg in Galerien und Museen findet, damit diese Kunstrichtung vielleicht auch ein Publikum erreicht, das sonst nicht erreicht werden würde. Also nichts wie hin, es lohnt sich!
Fotos: Sebastian Weindel (www.sebastian-weindel.de)
Herr Kasten hat mir außerdem ein interessantes und sehr aufschlussreiches Interview gegeben, was ich Euch nicht vorenthalten möchte.
Wie kommen Sie dazu, in der aktuellen Ausstellung „Urban Pop“ Werke von renommierten Street bzw. Urban Artists zu zeigen, die sich mit der Pop Art auseinandersetzen?
Ich bin mit der Pop Art groß geworden. Die Pop Art war sozusagen meine Einstiegsdroge in die Kunst. Kunst kommt aus Kunst und hier wird die Kunst sozusagen ausgebeutet. Die Pop Art ist für die nachfolgenden Künstler eine unheimlich gute Quelle. Sie respektieren einen Andy Warhol oder Roy Lichtenstein, indem sie ihm Mickey Mouse Ohren aufsetzen oder ihn als Clown deklarieren, trotzdem ist ein Andy Warhol kein Heiliger! Das hat nichts mit Nachahmen oder auf den Arm nehmen zu tun, sondern ist vielmehr ein „Umgehen mit“.
Ist Ihre Galerie auf etwas spezialisiert?
Die Galerie hat eine Reihe von zeitgenössischen Künstlern, die bei uns ihre ersten Ausstellungen hatten. Manche davon begleite ich schon seit 25 Jahren. Druckgrafik stelle ich schon von Anfang an aus, weil ich diese Technik persönlich interessant und spannend finde. Hierbei sind es vor allem die Themen und die Motive, die mich interessieren. Ich würde in Zukunft gerne mehr thematische Ausstellungen zeigen, z.B. über religiös orientierte Motive. Gerade hier gibt es in der Urban Art und Street Art zahlreiche Arbeiten, die unsere bisherigen Sehgewohnheiten in Frage stellen. Das sind allerdings vorbereitungsintensive Vorhaben.
Wie kamen Sie dazu, eine Galerie zu eröffnen? Welchen Bezug haben Sie zu Kunst?
Ich habe meine ersten Kunstbücher mit zwölf Jahren gekauft, Kunst hat mich also schon sehr früh interessiert. Nachdem es mit dem Lehramtsstudium für Sport und Kunsterziehung nicht funktioniert hat, habe ich Kunstgeschichte in Heidelberg studiert. Meinen ersten Job nach dem Studium hatte ich schließlich als Ausstellungsleiter im Kunstverein in Mannheim. Da mir das Verkaufen von Kunst viel Spaß gemacht hat, habe ich recht früh meine eigene Galerie eröffnet.
Was fasziniert Sie persönlich an Kunst?
Grundsätzlich alles! Mich faszinieren vor allem die kreative Kraft und der Mut zum Risiko. Egal ob man persönlich ein Werk gut oder schlecht findet, es steckt immer ein kreativer Prozess dahinter und das muss man zumindest respektieren! Ob etwas gut, schlecht, teuer oder billig ist, hat mit Kunst nichts zu tun!
Wie nimmt das Mannheimer Publikum Kunst auf?
Es gibt auf jeden Fall Interesse an Kunst in Mannheim, da die Kunst hier ja auch Tradition hat. Das Publikum lässt sich hier gerne überraschen. Die Freude, die ich dabei empfinde, Kunst auszustellen und den Menschen zu zeigen, überträgt sich natürlich auch auf das Publikum.
Besucht die Homepage:
http://galerie-kasten.de
Galerie Kasten
Werderstraße 18
68165 Mannheim
Tel.: 0621-407038
Email: galerie@galerie-kasten.de
Straßenbahn: 6
Haltestelle: Werderstraße
Bus: 60, 63
Haltestelle: Otto-Beck-Straße
Öffnungszeiten:
Di.-Fr. 14.00-19.00
Sa. 12.00-15.00
und nach Vereinbarung
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