Umgekrempelt Mannheim

Umgekrempelt – faire Mode in den Quadraten

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Faire Mode ist in der heutigen Gesellschaft ein immer wichtiger werdendes Thema. Bisher gibt es in Deutschland wenige Läden, bei denen auf die Herkunft der Materialen und faire Löhne für die Textilarbeiter geachtet wird. Einer davon ist „umgekrempelt“. Die Inhaberin Isabelle Kempf eröffnete im September 2015 ihren außergewöhnlichen Laden im Herzen Mannheims.

Inspiriert durch das Buch „Wunder muss man selber machen“ von Sina Trinkwalder, begann sie als „mobiles Herz“ bei manomama zu arbeiten. „Manomama näht zum Beispiel Stofftaschen für Edeka, Real und DM. Außerdem stellen sie zu 100 Prozent ökologische Kleidung made in Germany her. Sie importieren nur die Biobaumwolle, da sie hier nicht wächst. An diesem Beispiel habe ich gesehen, dass so etwas realisierbar ist“, erklärt uns die studierte Kulturwirtin Isabelle. Und wenn ich mich so in ihrem liebevoll eingerichteten Laden umschaue, dann ist ihr das sehr gut gelungen: besonders die selbst genähten Turnbeutel und die bedruckten Taschen fallen mir direkt ins Auge. Isabelle lädt mich in ihr kleines Atelier ein, um sich in Ruhe zu unterhalten.

Nachdem wir es uns in einem Nebenzimmer bequem gemacht haben, erzählt Isabelle aus ihrem vielseitigen Leben: „Meine Leidenschaft zum Schneidern liegt quasi in der Familie. Meine Omas waren Schneiderinnen. Denen habe ich immer über die Schulter geschaut und auch selbst ganz viel repariert. Meine Omas hätten niemals eine Hose weggeschmissen, in der ein Loch drin ist. Da wurde bis es gar nicht mehr geht repariert. Schon früh habe ich mir dann auch eine Nähmaschine gewünscht und hatte genügend Ansprechpartner bei Fragen“, erinnert sich Isabelle.

Sie steht auf und holt einen Turnbeutel mit einem wilden Blümchenmuster darauf: „Die Arbeitsschürze meiner Oma ist wirklich eine Kindheitserinnerung. Die wollte natürlich niemand mehr anziehen und so habe ich aus dem Muster noch einen Turnbeutel gemacht.“ Isabelle ist Nachhaltigkeit sehr wichtig: „Ich habe schon immer aus alten Sachen neue genäht. Am Anfang war es einfach günstiger als Stoffe zu kaufen, aber mittlerweile mache ich es aus Überzeugung. Ich kaufe für meine Accessoires-Kollektion nur Reißverschlüsse, Kordeln, Knöpfe und solche Sachen. Stoff produzieren ist genauso mit miserablen Arbeits- und Umweltbedingungen verbunden wie Kleidung zu produzieren. Das ist nicht besser.“

Und das möchte Isabelle auch an andere Menschen weitergeben: Sie bietet nicht nur an, aus altem Stoff schicke Turnbeutel, Schals oder Mäppchen herzustellen, sondern auch, diese in einem Workshop selbst zu erstellen. Isabelle bietet ihren Kunden eine hohe Transparenz: „Mein Anspruch ist es, meinen Kunden alle möglichen Informationen zur Herkunft meiner Stücke zu geben. Die Materialien und Inhaltsstoffe meiner Jeans sind zum Beispiel vegan. Ich bin aber kein rein veganer Laden, hier gibt es auch Ledergürtel“, erklärt mir Isabelle.

Wir laufen durch den Laden, während Isabelle uns ihre einzigartigen Stücke zeigt. Vor einer kuscheligen Jacke bleiben wir stehen: „Das sind unsere Schurwolljacken: die Wolle kommt von Schäfer Josef bei Augsburg, der früher seine Wolle verbrennen musste, weil sie niemand kaufen wollte. Dann hat Sina Trinkwalder von manomama angefangen, daraus Kleidung herzustellen.“ Nachdem ich die Jacke anprobiert habe, bin ich begeistert von dem angenehmen Tragekomfort. Ich schaue auf das Etikett, das ein Bild des Schäfer Josef ziert. So weiß man tatsächlich genau, woher das neue Lieblingsteil stammt. Wir laufen weiter zu den T-Shirts, vorbei an einem Regal mit einer riesigen Auswahl an Baumwoll-Jeans.

„Ich werde auch oft gefragt, ob hier alles made in Germany ist. Nein ist es nicht. Ich verkaufe zum Beispiel T-Shirts von einem großen Hersteller namens Continental, der eine Fair Share Kollektion anbieten. Continental zahlt in Indien einen Existenz-sichernden Lohn an die Arbeiter, wofür die Shirts für mich einen Aufpreis von 14 Cent kosten. Es hängt also nur an diesen Cent, die Existenz der Arbeiter zu sichern und das mache ich eben transparent. Sowas unterstütze ich dann natürlich gerne.“ Dem kann ich natürlich nur zustimmen und bin begeistert, was ich heute alles zu fairer und nachhaltiger Mode gelernt habe.

Isabelles abschließende Worte nach einem interessanten Gespräch runden den spannenden Nachmittag ab: „Mode darf trotz allem Spaß machen, man sollte nicht die Lust daran verlieren. Ich sage, weniger ist mehr. Vielen denken, dass faire Mode immer sehr teuer ist. Natürlich ist sie nicht billig, wenn man sich aber nicht für jede Party ein neues T-Shirt kauft, sondern vielleicht alle ein bis zwei Monate mal eines, dann kann das auch 20€ oder 30 € kosten.“ Nach einem herzlichen Abschied weiß ich nun, wo ich auf jeden Fall Weihnachtsgeschenke kaufen werde.      

Fotos: Sebastian Weindel (http://www.sebastian-weindel.de/)

ENGLISH VERSION:
Umgekrempelt is a charming store which offers fair and sustainable clothes, accessoires and other stuff like cards or key chains. Owner Isabella was taught by her grandmothers not to waste clothes and always try to fix things. She kept this in her mind really well and started Umgekrempelt in 2015. You can also bring stuff to her so she will create something new out of it or you can attend her workshops where she will tell you how to upcycle jeans, t-shirts or other clothing.

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umgekrempelt
M2, 15A
68161 Mannheim
Tel.: 0621 / 43 67 47 87
E-Mail: info@umgekrempelt-mannheim.de

Straßenbahnen: 1, 2, 5, 6, 6A

Haltestelle: Schloss

Öffnungszeiten:
Di bis Fr: 11:00 – 14:00 und 15:00 – 19:00
Sa: 12:00 – 18:00

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